-
Lebensmittel, Futtermittel und SüsswarenAdvanced materials
-
Lösungen
Lebensmittel, Futtermittel und SüsswarenAdvanced materials
- Serviceleistungen
- Inspiration
- Neuigkeiten
- Karrieren
- Über uns
Perfekte Symbiose
Im hochtechnologischen Umfeld von Bühler in Uzwil versteckt sich eine kleine Oase der Handwerkskunst – die Näherei. Ein Ort, der nostalgische Gefühle auslöst. Kaum jemand weiss, dass zwei super sympathische Frauen mit Nadel und Faden dafür sorgen, dass mit ein bisschen Stoff unsere Maschinen vollendet werden.
Stefanie Heyn, Dezember 2024
Neben dem alten «Holzschuppen» die Rampe rauf, mitten im Areal von Bühler Uzwil befinden sich in der Mitte der lichtdurchflutenden Halle sieben Nähmaschinen. Zwei Frauen arbeiten emsig zu cooler Popmusik an diversen Stoffen. Die Näherei bei Bühler besteht aus dem Duo Manuela Vampiro-Doenni, die seit sieben Jahre Näherin bei Bühler ist und Alexandra Krebs, welche seit April dieses Jahres das Team verstärkt.
Spürbar ist die Leidenschaft für das Nähen und der Teamspirit der beiden Frauen. Manuela ist gelernte Verkäuferin und hat davor eine Hauswirtschaftslehre absolviert. «Ich flicke und mache daheim auch alles», sagt sie glücklich. Alexandra, eigentlich Bäckerin/Konditorin, hat davor etwas ähnliches in einem Zulieferbetrieb von Bühler gemacht und schneidert auch in ihrer Freizeit gerne.
Sie haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Martin Bollhalder, derzeit Team Manager für Wood & Plastic, ist seit 26 Jahren bei Bühler und der Chef der beiden. Seine einzige Näherfahrung besteht aus dem Zusammennähen von Stoffbahnen für die Dekoration für den Guggenverein. «Da haben wir es anders gemacht und die Stoffbahnen durch die Nähmaschine gestossen», erinnert er sich unter lautem Gelächter. Nähen ist etwas Besonderes, das kann nicht jeder. «Das ist etwas die Schwierigkeit. Hier kann ich keine Kapazitäten ausgleichen. Nähen ist etwas Eigenes. Wir unterstützen die komplette Fertigung in Uzwil mit unserer Arbeit.» Martin betreut neben der Näherei auch noch die Klebeabteilung, die Sattlerei, die Gummidichtungsherstellung und die mechanische Kunstverarbeitung.
Vor langer Zeit bestand die Näherei aus acht Frauen. Damals fiel auch noch die Arbeitsbekleidung der Mitarbeitenden in ihren Verantwortungsbereich. Der Plansichter wurde zu dieser Zeit auch noch in Uzwil produziert, wofür hunderte Stutzen gebraucht wurden.
Mittlerweile ist die Zahl auf zwei geschrumpft und «meist stellen wir die Teile her, welche die Verbindung zwischen einem festen Teil und einer Rüttelmaschine herstellen», erklärt Martin. «Wir fertigen jede Menge unterschiedliche Teile», sagt Manuela über die Vielfältigkeit der Aufgaben. Die beiden Frauen bekommen von der Arbeitsvorbereitung die Aufträge und wissen dann, welches Material sie zuschneiden müssen und was wie zusammengenäht werden muss oder wo etwas eingenäht werden muss. Manchmal dürfen sie auch für Prototypen, die bei Kundenbesuchen vorgezeigt werden, Stoffe zusammennähen. Aber sie nähen ausschliesslich für Maschinen. Mit der Arbeitsbekleidung haben sie nichts mehr zu tun. Manuela erzählt: «Es passiert schon, dass Leute vorbeikommen und eine kleine Naht zum Schliessen haben.» Ganz nach dem Motto: «Kannst du mal schnell.»
«Es passiert schon, dass Leute vorbeikommen und eine kleine Naht zum Schliessen haben.»
Manuela Vampiro-Doenni,
Näherin
Ansonsten haben die Näherinnen nicht viel Besuch. Bis vor Kurzem waren sie in einem kleinen gemütlichen Raum im «Holzschuppen» untergebracht. An den neuen offenen grossen Standort müssen sie sich erst noch gewöhnen. Aber gerne kann man bei ihnen vorbeikommen und vielleicht mit Kaffee und Gipfeli bewaffnet einmal «Hallo» sagen.
Tierischen Besuch bekommen sie am neuen Standort auch nicht mehr. «Mir wurde die Näherei gezeigt. Als ich dann angefangen habe zu arbeiten, hat die Dame von der Personalabteilung später gesagt, es sei gut, dass ich die Maus nicht gesehen habe», erinnert sich Manuela. Einen Unterschied hätte es nicht für sie gemacht.
Aufregend ist auch die komplette Vielfalt, die in der Näherei hergestellt wird. Auf den teilweise sehr alten Nähmaschinen arbeiten Manuela und Alexandra mit den unterschiedlichsten Materialien. Martin erklärt voller Stolz: «Alles wird noch von Hand hergestellt. Die ganze Vielfalt kann nicht von einer Maschine abgebildet werden.»
Auch hier ist Vorsicht geboten, bei einer kleinen Unaufmerksamkeit kann Blut fliessen, wenn sich die spitze Nadel in den Finger bohrt. Die Pflaster liegen griffbereit, so dass Blut nicht das Material beschädigt. Beim Nähen mit Drahtkörben, wobei ein Stoff herumgenäht wird, sind Handschuhe Pflicht aufgrund der Verletzungsgefahr. Schwerstarbeit leisten die beiden Frauen auch, wenn sie zigmal verschiedene Gummiringe, die sich kaum auseinanderziehen lassen, einnähen müssen. Die schwarzen sind schwierig. «Du nähst ein Stück, dann ziehst du wieder und dann nähst du wieder», erklärt Manuela die Tätigkeit. Das Oberarmtraining können sie sich an solchen Tagen sparen.
Die älteste und schwerste Nähmaschine in der Näherei unterstützt sie dabei, Gummibänder in den Stoff zu nähen, um diesen zu raffen. Jeder, der schon einmal versucht hat etwas gerade abzuschneiden, weiss wie schwierig das sein kann. Mit viel Fingerspitzengefühl wird beim Zuschneiden ein heisses Messer benutzt, so dass das Material nicht ausfranst. Laut Martin ist es eine Frage der Begabung, wie schnell man diese Maschine benutzen kann. «Die Schwierigkeit ist die richtige Geschwindigkeit, um das Messer zu führen. Wenn man zu langsam ist, wird das Material dunkel und verbrennt.» Alexandra ergänzt: Du darfst auch nicht ständig draufdrücken. Es ist eine Kombination aus schneiden und drücken. Sonst wird das Messer knallrot und heiss.»
Neben blutenden Fingern und zu heissen Messern sind Kaffee und sonstige Flüssigkeiten, die über die Produkte kippen, eine Gefahr. Aber auch wenn man den Faden mit einer Schere abschneiden möchte und aus Versehen in den Stoff schneidet, was besonders mit den extrem scharfen und neuen Scheren passiert, kann dies die verrichtete Arbeit zunichtemachen.
Oftmals verliert die Maschine den Faden. Was bei dem einen oder anderen ein richtiges Ärgernis ist, ist für die beiden treffsicheren Frauen gar kein Thema. Mit ihrem Adlerblick und Gefühl ist «zack» der Faden wieder drinnen. «Das muss man können, da es häufig passiert, dass der Faden rausfällt. Man bleibt so schnell irgendwo hängen und schon ist er wieder draussen», erzählt Alexandra.
Die aus Appenzell stammende Alexandra ist sowieso sehr treffsicher, da sie sich in ihrer Freizeit beim Sportschiessen engagiert. Die beiden sind sehr glücklich, wo sie sind. «Wir haben es gut miteinander», erzählt Alexandra. Manuela antwortet: «Ich muss mich ja benehmen. Alex kann schiessen.» Manuela, die aus Niederuzwil stammt, hat hingegen auch eher ruhige Hobbies, wie wandern, gärtnern oder schwimmen im Meer.
«Nicht viele Leute wissen von uns. Ich habe schon bei den Welcome Days gemerkt, dass niemand wusste, dass es bei Bühler eine Näherei gibt», sagt Alexandra. «Alle denken beim Nähen an Kleidung», erklärt Manuela. Aber auch hochtechnologische Maschinen brauchen oftmals etwas Stoff.
Gupfenstrasse 5
Uzwil
9240
Schweiz